"Starke Worte" - Ein Interview mit Matthias Nöllke

09.11.2015

C.H.BECK: Zu Beginn Ihres aktuellen Ratgebers schreiben Sie: "Auf die richtigen Worte kommt es an." Wie erklären Sie sich, dass es so viele schlechte Redner gibt?Nöllke: Häufig fehlt die Unbefangenheit. Von einer Rede hängt so viel ab, glauben wir. Man kann sich blamieren. Also will man keine Fehler machen, verkrampft sich und hält eine schrecklich steife, viel zu lange Rede.

C.H.BECK: Sie möchten mit Ihrem Ratgeber Menschen den Spaß am Redenhalten vermitteln. Was ist der wichtigste Punkt, damit das gelingt?
Nöllke: Spaß haben wir, wenn die Rede unsere Zuhörer erreicht, wenn der Funke überspringt. Und das kann auf vielfältige Art passieren: Mit einem gut gegliederten Vortrag, einer humorvollen Rede oder einer, bei der wir unseren Zuhörern aus dem Herzen sprechen. Der wichtigste Rat: Nutzen Sie Ihre Stärken.
C.H.BECK: Wie reagiere ich, wenn mir mein Vortrag mir zu entgleiten droht?
Nöllke: Verlieren Sie den Faden, halten Sie inne und fragen das Publikum. Zum Beispiel: „Ist bis hierhin alles klar?“ Oder: „Was halten Sie davon?“ Fast immer finden Sie kurz darauf den Faden wieder. Sie können sich aber auch gleich von dem Publikum helfen lassen: „Wie geht es weiter?“
Versagt die Technik, starten Sie zwei Versuche, das Problem zu beheben. Anschließend fragen Sie in die Runde: „Kennt jemand eine schnelle Lösung?“ Ist das nicht der Fall, setzen Sie Ihre Rede fort – ohne technische Hilfsmittel. Das Entscheidende ist: Halten Sie sich nicht zu lange damit auf.
C.H.BECK: Welche Rolle spielt das Infotainment in einer Rede?
Nöllke: Unterhaltung spielt bei einer Rede eine viel größere Rolle als früher. Vor allem im Berufsleben hat sich da sehr viel geändert. Zum Besseren, finde ich. Langweilige Reden kommen ganz schlecht an. Man muss jetzt eher darauf achten, nicht zu viel des Guten zu tun. Denn unterhaltende Elemente lenken ab. Bei einer gelungenen Rede geht es jedoch immer um die Inhalte.
C.H.BECK: Wie gehe ich vor, wenn ich zu wenig über das Publikum weiß, vor dem ich die Rede halten soll?
Nöllke: Dann wissen Sie zumindest, in welchem Rahmen Sie reden. Das hilft Ihnen schon weiter. Reden Sie auf einer Veranstaltung, nehmen Sie darauf Bezug. Vielleicht steht die ja unter einem bestimmten Thema. Ihr Anknüpfungspunkt kann auch die Stadt sein, in der Sie reden.
Was für Ihre gesamte Rede wichtig ist: Überfordern Sie Ihr Publikum nicht. Stellen Sie sich einen durchschnittlichen Zuhörer vor, der keine besonderen Kenntnisse hat, und richten Sie auf den Ihre Rede aus. Außerdem sollten Sie humorvolle Bemerkungen zu sensiblen Themen (Politik, Krankheit, Sex und Religion) unterlassen.
C.H.BECK: Was verstehen Sie unter den drei rhetorischen K‘s?
Nöllke: Kompetenz, Klarheit und Kürze. Diese drei Faktoren sind nötig, wenn Sie Ihr Publikum über ein Thema informieren wollen. Sie müssen Kompetenz ausstrahlen, Ihre Worte müssen klar und verständlich sein. Zur Klarheit gehört auch eine schlüssige Struktur. Und schließlich darf eine gute Rede auch nicht zu lang sein. Sonst steigt das Publikum aus.
C.H.BECK: Welches Material wird beispielsweise für eine gute Rede benötigt?
Nöllke: Grundsätzlich benötigt eine gute Rede gar kein weiteres Material. Vielleicht können Sie Ihre Rede aber anschaulicher, lebendiger und interessanter machen, wenn Sie geeignete Bilder in Ihrer Präsentation einsetzen. Vielleicht gibt es auch Gegenstände, die Sie vorzeigen oder rumreichen können. Und schließlich arbeiten manche Redner auch mit ganz anderen Gegenständen: mit Plastikboxen, Wäscheleinen oder Spielzeugfiguren.
C.H.BECK: Können Sie uns vorab einen Tipp zur Gliederung einer Rede geben?
Nöllke: Es gibt bewährte Baupläne, die uns allen sehr vertraut sind. Das erleichtert Ihnen die Arbeit als Redner, doch vor allem hilft es Ihrem Publikum, die Struktur Ihrer Rede zu durchschauen. Solche Baupläne sind zum Beispiel: „Gestern-heute-morgen“ oder „Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Wie ist meine eigene Position?“ Oder: „Das Problem/ die Lösung/ die Folgen“. Es gibt aber noch viele weitere Baupläne. Man kann sie abändern und manchmal auch kombinieren. Je nachdem, was inhaltlich am besten passt.

 

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Dr. Matthias Nöllke, Starke Worte – Einfach eine gute Rede halten, Verlag C.H.BECK, 2015, 228 Seiten, kartoniert € 19,80, ISBN 978-3-406-68112-7

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