05.10.2018
05.10.2018
München, 05. Oktober 2018 – Im kommenden Jahr wird die Weimarer Verfassung hundert Jahre alt. Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, nimmt dies zum Anlass, die Weimarer Verfassung in ihrer Zeit verständlich zu machen und zu bewerten. „Bonn war nicht Weimar, Berlin ist nicht Weimar. Aber die Welt ist neuerdings voll von autokratischen Verführungen, offen oder subkutan – selbst in liberalen Demokratien, die sich auf der Lichtseite politischer Moral sehen“, schreibt Di Fabio in seinem neuen Buch „Die Weimarer Verfassung – Aufbruch und Scheitern“.100 Jahre nach dem Inkrafttreten der Weimarer Verfassung würden sich in Deutschland die Anzeichen mehren „dass das Verständnis für die internationale Kooperation und die Bedingungen sozialer Marktwirtschaft schwinden“, analysiert Di Fabio. „Sehnsucht nach Einfachheit, Ordnungsverluste, Autoritarismus, Formierungen der öffentlichen Meinungslandschaft, Korruption, Angriffe auf die Unabhängigkeit der Rechtspflege und Neoprotektionismus senden auch in Europa Signale, dass das Fundament der Demokratie wieder erodieren kann, wenn nicht mehr als bisher in seine Standfestigkeit investiert wird.“
Selbst die mit dem „Grundgesetz gebändigte und international gebundene Demokratie“ könne bei einer „erneuten Fragmentierung der Gesellschaft und bei tieferer politischer Grabenbildung, bei einer Zunahme institutioneller Aversionen gegen Demokratie, Rechtsstaat und Soziale Marktwirtschaft in ähnliche Schwierigkeiten geraten wie die Weimarer Verfassung“.
Die Geschichte Weimars zeige nicht nur das Versagen der politischen Eliten, sondern auch „dass der Druck der Wähler dazu beigetragen hat, das Verfassungssystem aus den Angeln zu heben: Die Deutschen haben in freien Wahlen auf der Ebene des Reiches zwar nie der NSDAP die Mehrheit gegeben, aber sie haben 1932 doch sehr deutlich die Demokratie abgewählt. Das ist heute eine Mahnung für Deutschland und Europa“, so Di Fabio.
100 Jahre Weimarer Verfassung sind laut Di Fabio daher „Anlass, in Aufbruch und Scheitern einer Verfassung das Herz für die liberale Demokratie neu zu finden. Wer das Scheitern der Demokratie und ihrer Verfassung studiert, wird umso überzeugter für eine offene Gesellschaft streiten, eine die Meinungsstreit und Parteienstreit liebt und nicht verachtet, die Kompromissfähigkeit unter Parteien nicht per se als Verrat oder Kungelei verurteilt“.
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Udo Di Fabio, Die Weimarer Verfassung – Aufbruch und Scheitern“, C.H.BECK, ISBN 978-3-406-72388-9, 19,95 Euro
Die Buchpremiere findet am 08. Oktober 2018 um 19 Uhr in Berlin (Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7) statt. Tickets unter http://ch.beck.de/DiFabio-Ticket, Pressekarten über Uta.Kiechle@beck.de
Ein Video-Interview mit dem Autor über die Weimarer Verfassung finden Sie unter https://youtu.be/fa6M2dNrkTI.
Stellvertretung
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